Der Urhahn

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Der Urhahn

Ein Hegemeister nimmt seine Aufgabe Hahnen zu zählen so ernst, dass er sich selbst wie einer verhält. Auch sonst geht in dieser Geschichte nichts seinen üblichen Gang.

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Art.-Nr.: 015-1 Kategorie:

Der Urhahn

Um meine Augen von diesen unzähligen Gamsbärten, grünen, runden Bäuchen und dem geformten Kalk an der Wand zu erlösen, lasse ich den Blick wandern. Und zwar in die Richtung, wo kein frustriertes oder neidvolles Stöhnen zu vernehmen ist. Ich eräuge den Platzhahn, unseren Hegemeister, vernehme sein Gsetzl, wie er hin und her tritt, die Halle der Trophäenschau für seinen Auftritt nutzt. Hahnenbeauftragter wird er, des ganzen Tales! Er spielt sich ein, bis zum hitzigen Balzen! In den nächsten zwei, drei Jahren schult ihn der altehrwürdige Hahnenbeauftragte ein und zu gegebener Zeit wird er diesen ablösen.

Keines seiner Gsetzln handelt davon, welch uninteressanter, ehrenamtlicher, undankbarer Job das ist. Nichts von der Hektik, die ihn im Mai packen wird, dem ständigen Hören der Wetterprognosen, dem Aufstehen zu unchristlichen Zeiten, dem Jonglieren wegen unzähliger Terminkollisionen, Krach mit der Familie … Oder ist er mit der verständnisvollsten Ehefrau von allen verheiratet?

Er ahnt bestimmt nicht, dass hinter meinem gedankenschweren Nicken, dem Brummen, genau diese Überlegungen stecken.

Den altehrwürdigen Hahnenbeauftragten trifft zwei Wochen nach der Trophäenschau der Schlag und blitzartig ist nun unser Platzhahn der neue Hahnenbeauftragte.

Und ebenso blitzartig fährt das Läuten des Telefons am Sonntagnachmittag in mein Mittagsschlafgehirn.

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